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Homeschooling – nach den Weihnachtsferien

Noch vor einem Jahr wäre es für viele ein Ding der Unmöglichkeit gewesen, Lehrer des Öftern am Tag anzuschreiben. Unvorstellbar wäre es gewesen, dass einige (auch schon etwas ältere) Lehrer einen eigenen YouTube Kanal haben und dort eigene Videos hochladen. Nie hätte man sich träumen lassen einen Blick in Frau Führers Küche zu bekommen durch selbstgedrehte Erklärfilme. Wer hätte ahnen können, dass es Alltag wird jeden Morgen über Video mit dem Lehrer zu reden und so unterrichtet zu werden. Man lebt ja schließlich nicht im Outback! Nie hätte man gedacht, dass man das Smartphone häufiger hernimmt für schulische Zwecke, als für private…

Ja, vor einem Jahr war die Welt noch ganz anders…

Doch nach mittlerweile fast einem Jahr „Homeschooling“ sind sowohl die Schüler, als auch die Lehrer schon wesentlich sicherer im Umgang mit den Medien und dem Durchführen und Organisieren des Distanzunterrichts geworden. Kein Wunder, denn zu Beginn des ersten Lockdowns am 13.3.2020 wurden alle in das kalte Wasser geworfen und mussten von heute auf morgen ihren Unterricht und das Lernen völlig umstellen. Aber auch die Web-Plattformen für den digitalen Unterricht waren vor einem Jahr bei weitem noch nicht so gut aufgestellt wie heute. Viele neue Funktionen kamen im Laufe des Jahres bei den Anbietern dazu, Kapazitäten wurden erhöht und neue Möglichkeiten geschaffen.

Nun ein Jahr später haben sich die meisten Schüler und auch Lehrer an die neue Art des Unterrichtens gewöhnt und die Schüler meistern ihren neuen Tagesablauf:
Morgengruß, meist über Videokonferenz, dann Unterricht über digitale Plattformen oder mit vorgefertigte Videos, Tagesplan durchgehen und Arbeitsaufträge bearbeiten, Korrekturen und vieles mehr.

Viele Lehrer schicken den Schülern am Tag vorher einen Plan, an den sie sich halten können und müssen und diesen bearbeiten sie dann nach ihrem Tempo ab. Die meisten Schüler bekommen ihre  Aufgaben über den Schulmanager oder über Mebis gestellt. Nach Bearbeitung der Aufgaben werden diese hochgeladen und er gibt ein Feedback bzw. es werden die Aufgaben korrigiert. Natürlich steht der Lehrer den Schülern zeitnah zur Verfügung, wobei man manchmal den Schüler dabei Grenzen setzen muss. So ist es nicht die Pflicht des Lehrers am Abend oder gar in der Nacht noch Fragen zu beantworten bzw. am Wochenende. Noch dazu, wo die meisten Fragen dann wie folgt lauten: „Ist morgen wieder Videokonferenz?“ Haben wir morgen Mathe?“ – „Ja, natürlich beides, wie jeden Tag…“ bzw. „Es steht alles bereits auf dem Tagesplan.“

Die Arbeitsgeräte der Schüler sind neben Hefte und Schulbüchern das Smartphone, das Tablet oder der Laptop. Sollte ein Schüler keines dieser Geräte haben, konnte und kann man sich jeder Zeit an die Schule wenden.

Auch Projekte wurden im Distanzunterricht gemacht. Die Schüler bekamen Leittexte, die sie dann allein bzw. in einer kleinen Gruppe digital bearbeiten mussten. Die Mappe gaben die Schüler digital ab und die Präsentation fand über Videos bzw. Videokonferenzen statt. Dies geschah unter anderem in den Klassen 9M1 und 9M2. Aber auch in den BOZ – Fächern wurden Projekte als Übung für die Prüfung oder als Einübung von Kompetenzen durchgeführt: In Wirtschaft wurden Deckblätter, Flyer und PowerPoint Präsentationen zu aktuellen Themen in Form eines Leittextes gestaltet. In Technik durften SchüleInnen sogar ihre Möbel selber herstellen – natürlich nur in der Theorie mit Skizze und CAD – Programm und Kostenkalkulation. In Soziales hatten die SchülerInnen die Möglichkeit Rezepte nach zu kochen, die Ihnen Frau Führer und Frau Gastinger vorher per Videoaufnahmen vorkochten oder ein Video zu schickten. In den Abschlussklassen wurden die Schüler über Video abgefragt und individuell betreut. Aber auch in den unteren Klassen kamen Projekte zum Tragen: die 5a und die 5b in WiB, die 6c in Kunst und viele, viele mehr. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass durch den Distanzunterricht die SchülerInnen viele wichtige – vor allem mediale und digitale – Kompetenzen erworben haben und erwerben.

Natürlich war und ist der Präsenzunterricht nicht zu ersetzen, dennoch sollte und wurde die Chance genutzt im Distanzunterricht andere –sehr wichtige Kompetenzen – zu erhalten:

Mittlerweile können unsere Schüler problemlos an Videokonferenzen teilnehmen, Mikros dabei an- und ausschalten, Bildschirme teilen. Sie können Dokumente hoch- und runterladen, Worddokumente in eins zusammenfassen und in PDF umwandeln. Sie beherrschen den Schulmanager genauso wie Mebis. Sie haben gemerkt, dass man mit dem Smartphone auch lernen kann und nicht nur WhatsApp schreiben und spielen. Sie arbeiten am Laptop bzw. am Tablet und üben dabei ihre Schreibfertigkeiten und den Umgang mit Word, PowerPoint und Excel ein.  Sie arbeiten mit Bildbearbeitungsprogrammen und mit OneNote und CAD. Sie recherchieren im Internet und schauen sich selbstständig bei Problemen Videos dazu an bzw. „googlen“ nach Hilfen.

Aber nicht nur die Schüler wurden und werden um viele Erfahrungen und Kompetenzen reicher: Auch die Lehrer haben im letzten Jahr neue Kompetenzen dazu gewonnen. Manche wurden im schon fortgeschrittenem Alter noch zu YouTubern und haben mittlerweile sogar einen eigenen Kanal, auf dem sie den Schülern mit Videos schulische Dinge erklären. Sie beherrschen mittlerweile das Abhalten von Videokonferenzen und können hochgeladene Dokumente für die Schüler digital bearbeiten. Sie erstellen interaktive Lernmaterialien für Mebis und filmen Erklärvideos über Laptop, Dokumentenkamera oder sonstigen Geräten. Jeden Tag lernt man als Lehrer viele neue Dinge dazu und bald kommt uns die alte Tafel im Klassenzimmer überholt vor.

Oft hatte man den Eindruck, dass sich die Erwachsenen – sprich die Eltern und Lehrer – schwerer bei den Umstellungen tun als die Schüler, die dann als erste „Ausrede“ herhalten mussten: „Da können sich die Schüler nicht so leicht umstellen.“ Oder: „Das kann mein Sohn/ meine Tochter nicht… Das wäre zu schwer für sie/ ihn.“ Dabei musste man aber sagen, dass die SchülerInnen das sehr schnell kapierten – immer natürlich unter der Voraussetzung, dass sie es kapieren wollten.

Einige Lehrer führten einen digitalen Elternsprechtag durch, um die Eltern und Schüler über den Lernstand zu informieren und noch einmal zu motivieren. Leider gab und gibt es immer wieder auch SchülerInnen die „untertauchen“. Für diese Spezialfälle haben wir zum Glück Herrn Eder-März, sich derer mit viel Geduld annimmt.

Das Argument, dass Distanzunterricht nicht viel Arbeit kostet, möchte ich hier an dieser Stelle noch einmal klar widerlegen. Auch die Lehrer müssen sich immer wieder in die neuen Medien einarbeiten und alles digital erstellen. Auch das Anfertigen von Lösungen nimmt nun wesentlich mehr Zeit in Anspruch, da oftmals die vorgefertigten Lösungen nicht reichen, damit die SchülerInnen ihre Fehler erkennen bzw. es verstehen.

Und auch für die SchülerInnen ist der Distanzunterricht eine völlig neue Art des „Arbeitens“. Wo der ein oder andere den Vormittag im „gemütlichen Zuhören“ oder im Relaxzustand in der Schule verbracht hat, ist er nun selber gefordert, seinen Tagesplan zu organisieren, sich zu motivieren und wirklich selbstständig zu arbeiten. Dies bereitet den Schülern natürlich nicht immer Freude bzw. ist wirklich sehr anstrengend. Deshalb hier an dieser Stelle muss ich vielen SchülerInnen ein großes Lob für ihren Fleiß, ihr Durchhaltevermögen und ihre Arbeitsbereitschaft erteilen! Jeder Diese Selbstständigkeit und Organisationsstruktur sind weitere wichtige Kompetenzen, die ihr in dieser Zeit lerntet und lernt und die ihr sicher für euer späteres Leben sehr gut gebrauchen können.

Und hier die Sätze, die in letzter Zeit häufig bei Videokonferenzen zu hören waren:

  1. Für mich ist es auch das erste Mal Homeschooling.
  2. Während der Videokonferenz wird nicht gegessen!
  3. Kann man mich hören?
  4. Wenn jetzt nicht gleich Ruhe ist, werfe ich euch aus der Videokonferenz!
  5. Das Mikro bitte ausmachen, wenn ihr nicht dran seid.
  6. Nimm bitte die Katze aus dem Bild.
  7. Nein, ich zeige euch jetzt nicht meine Wohnung!
  8. Ja, ich kann dir den Zugangscode nochmal schicken.
  9. Ich kann dich hören, aber nicht sehen.
  10. Kannst du deine Eltern fragen, ob sie das Staubsaugen vielleicht verschieben könnten?
  11. Ich werde euch jetzt alle kurz stummschalten.
  12. Machst du das in der Schule etwa auch?

 

                                                                                                                                             Berger Angelika, KRin