Nur einen „Katzensprung“ von Altötting entfernt ragt ein einzigartiges architektonisches Meisterwerk in den bayrischen Himmel.
Mit dem Bus gings für die beiden 6. Klassen am Mittwoch, den 12. Juni 2024 Richtung Burghausen zur Burg. Dort wurde sie zusammen mit ihren Lehrerinnen Frau Treig, Frau Schön und Frau Troll, der OGS Leitung Frau Link, dem GPG Lehrer Herrn Haar und dem Sozialpädagogen Herrn Eder März von den Burgführerinnen Melanie Goldbrunner und Sandra Heikenwälder empfangen. Die Abenteurer/innen hatten nun die Gelegenheit, die beeindruckende Burganlage im Rahmen einer Burgführung mit dem Titel: „Schritt für Schritt ins Mittelalter“ mit museumspädagogisches Programm zu erkunden. Auch wenn der Weg von Altötting nach Burghausen ein nur „Katzensprung“ war, so hatte er sich gelohnt. Denn die Schülerinnen und Schüler erfuhren, dass die Burg Burghausen die älteste und längste Burg der Welt ist. Mit einer beeindruckenden Länge von 1.051 Metern ist sie sogar im Guinness-Buch der Rekorde eingetragen. Die Burg thront majestätisch als Höhenburg über der Altstadt von Burghausen im oberbayerischen Landkreis Altötting und bietet einen atemberaubenden Blick auf die Umgebung und die Salzach, die die Grenze zwischen Deutschland und Österreich markiert. Die Burg wurde erstmals im Jahr 1025 urkundlich erwähnt, also vor rund 1000 Jahren. Doch ihre Ursprünge reichen wahrscheinlich noch weiter in die Vergangenheit zurück. Des Weiteren erhielten die Wissbegierigen wertvolle Einblicke in die Baugeschichte und die unterschiedlichen Bauphasen der Burg. Die imposante Festungsanlage, die auf eine bewegte Geschichte bis ins Mittelalter zurückblickt, erstreckt sich entlang eines schmalen Bergrückens und umfasst sechs miteinander verbundene Höfe, die durch mächtige Wehrmauern und Tore voneinander getrennt sind. Jeder Hof hat seine eigene Geschichte und architektonische Besonderheiten, die von romanischen, gotischen und barocken Einflüssen geprägt sind. Die Gesamtanlage bietet ein einzigartiges Beispiel mittelalterlicher Baukunst und beeindruckt durch ihre strategische Lage und imposante Größe. Die Schüler/innen lernten die Bedeutung der einzelnen Bauelemente kennen, wie z. B. die Zwinger, die zur Verteidigung gegen Angreifer dienten; die Zugbrücken, die den Zugang zur Burg regulierten; die Folterkammer und die gotische Burgkapelle St. Elisabeth, die mit kunstvollen Fresken und Altären geschmückt ist
Historische Bedeutung: Auch erfuhren die Schülerinnen und Schüler, dass die Burg während des Mittelalters nicht nur eine militärische Festung, sondern auch ein politisches und kulturelles Zentrum der Region war. Im Laufe der Jahrhunderte war die Burg Burghausen die Residenz (= Wohnsitz) verschiedener Adelsgeschlechter, insbesondere der bayerischen Herzöge aus dem Hause Wittelsbach. Als Wohnsitz diente ihnen dann vor allem der imposante Hauptturm, der sogenannten „Palas“. Im 13. Jahrhundert wurde die Burg von Herzog Heinrich XIII. (1235-1290 gestorben auf der Burg) zu einer starken Grenzfestung und einem Verwaltungssitz ausgebaut. Die wohl herausragendste Bewohnerin der Burg war Herzogin Hedwig Jagiellonca (1457-1502), Königstochter aus Polen. Sie hatte im Jahr 1475 mit nur 18 Jahren den bayrischen Herzog Georg dem Reichen (1455 geboren auf der Burg-1503) in Landshut geheiratet. Aufgrund dieser „Liebesheirat“ wird auch alle vier Jahre in Landshut die „Landshuter Hochzeit“ nachgespielt. Einer Sage nach soll die Herzogin nach ihrer Hochzeit jedoch von ihrem Mann auf der Burg zu Burghausen eingesperrt worden sein. Dies ist aber nicht belegt. Sie wohnte auf der Hauptburg, die die Gebäude für die herzoglichen Familien umfasste, hatte einen großen Hofstaat zu verwalten, feierte Feste, ging auf die Jagd und zum Wallfahrten nach Altötting.
Das Leben am Herzogshof: Ein Teil der Schülergruppe erkundete das Burgmuseum, das in den historischen Gemäuern untergebracht ist, wo auf 900 qm die Geschichte der Stadt in vielen Mitmach- und Audiostationen erlebbar wird. Das Burgmuseums beherbergt eine Vielzahl von Exponaten aus der Geschichte der Burg und der Region. Im Museum konnten die Schüler mehr über das Leben auf der Burg und die damalige Zeit erfahren. So bestaunten sie zum einen originale Waffen und Rüstungen aus dem Mittelalter, darunter Schwerter, Helme und Schilde und zum anderen ausgestellte Alltagsgegenstände, die einen Einblick in das Leben auf der Burg gaben, wie z. B. Kochutensilien, Kleidung und Möbel aus verschiedenen Epochen. Besonders beeindruckend fanden die Schüler die original erhaltenen Ritterrüstungen.
Museumspädagogisches Programm: Ein weiteres Highlight des Ausflugs war der kreative Workshop Glasritzen. Nachdem die Kinder auf ihrer Erkundungstour durch die Hauptburg erfahren hatten, dass jedes Wappen einzigartig ist, mit unterschiedlichsten Motiven und Farben und jedes Adelsgeschlecht im Mittelalter ein repräsentatives Wappen besaß, durften sie mit diesem Wissen anschließend in der Museumswerkstatt, unter Anleitung, ihr eigenes Familienwappen (z.B. mit ihren Initialen oder eigenen Motiven) entwerfen und es in ein Trinkglas ritzen. Diese handwerkliche Tätigkeit erforderte viel Geduld und Geschick. Die Kinder arbeiteten mit großer Freude, sehr diszipliniert und sorgfältig. Jeder durfte sein selbst gestaltetes Glas mit nach Hause nehmen, als besonderes Erinnerungsstück an diesen Ausflug. Die Kinder waren begeistert.
So ging für die 6. Klassler der Weiß-Ferdl-Mittelschule ein vergnüglicher und lehrreicher Vormittag zu Ende. Übrigens: der Ausflug zur Burg bildete den Abschlusspunkt zum Lehrplanthema „Das Mittelalter“.